Leistungsschau der Werkstätten für behinderte Menschen
Einmal im Jahr findet die Werkstätten:Messe als „Fachmesse für berufliche Teilhabe“ statt und lädt zur Leistungsschau der Werkstätten für behinderte Menschen ein.
In zwei Messehallen präsentierten sich 139 Aussteller, darunter 79 Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) und deren Unternehmen und Dienstleister. Sie zeigten, was Menschen mit Behinderungen fertigen. Doch wo waren die Menschen mit Behinderungen, deren Leistungen dort zur Schau gestellt wurden? Nur an einzelnen Ständen zeigten Menschen mit Behinderungen selbst ihre Arbeiten. Angebote in leichter Sprache oder Deutscher Gebärdensprache fehlten völlig.
Die Zeiten, in denen Menschen mit Behinderungen in stillen Kämmerlein stupide Dinge herstellten, scheinen vorbei. Wer glaubt, dass in WfbMs nur Kugelschreiber zusammengeschraubt werden, hat weit gefehlt. Viele WfbMs präsentierten sich in modernem Stil. Von hippen Designermöbeln und modernen Wohnaccessoires über Upcycling- und Bio-Produkten wird alles hergestellt. Dies zeigt sich auch darin, dass WfbMs Onlineshops betreiben oder moderne Flyer zur Verfügung haben. In vielen Printprodukten, eigenen Magazinen und Imagefilmen wird die Arbeit und ihre gesellschaftliche Bedeutung herausgestellt. Der Versuch ein modernes Image zu präsentieren, zeigt sich auch in den Namen, die die Unternehmen mittlerweile tragen. Sie schmücken sich zusätzlich mit Begriffen wie „Soziales Unternehmen“ oder „Talentschmiede“.
Doch wie viel Inklusion und Innovation steckt wirklich in WfbMs? Bei genauerem Nachfragen nicht viel. Nur wenige beschäftigen sich mit der aktuellen Debatte, wie inklusiv WfbMs überhaupt sind. Die wenigsten können Auskunft zu aktuellen Zahlen geben, wie viele Menschen derzeit auf ausgelagerten Arbeitsplätzen oder über das Budget für Arbeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten. Und wenn es dann doch eine Auskunft über das Budget für Arbeit gibt, dann liegen die Zahlen der Menschen, die dies in Anspruch nehmen zwischen nur 1 und 5 %. Selbst die BAG WfbM gibt zu, dass die Zahl wahrscheinlich nicht über einem Prozent liegen. Genaue Zahlen wird es wohl erst 2021 vom Gesetzgeber geben. Woran das liegt? Laut der BAG liegt es an den Menschen mit Behinderungen, die nicht aus einer WfbM möchten und ihrer fehlenden Bereitschaft das Budget für Arbeit in Anspruch zu nehmen. Anders sah das das NETZWERK ARTIKEL 3 mit einem Stand zum Budget für Arbeit unter dem Motto „Es muss nicht immer Werkstatt sein: Budget für Arbeit nutzen“. Die Selbstbestimmt-Leben-Aktivist*innen meinen, es fehle an genügend Informationen, damit Menschen mit Behinderungen und Unternehmen diesen Schritt gehen.
Dies zu überprüfen und in Frage zu stellen, wird eine wichtige Aufgabe von JOBinklusive.
Gemeinsam mit Menschen mit Behinderung und Unternehmen wollen wir in den kommenden Jahren herausfinden, woran es liegt, dass nur so wenige Menschen mit Behinderungen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten. Wir wollen Wege aufzeigen, wie dies gelingen kann.
Um verschiedene Wege aufzuzeigen, suchen wir Ihre Erfahrungen als ArbeitnehmerIn, ArbeitgeberIn oder Arbeitvermittlung. Kontaktieren Sie uns dazu.
Titelbild: Andi Weiland | Gesellschaftsbilder.de